2020-05-17
Vor nicht allzu langer Zeit bin ich von Raichoo gefragt worden, ob ich für den Wayland Compositor – hikari, ein Logo und Wallpaper gestalten mag. Ich bin eigentlich nicht so der Mensch, welcher gerne Auftragsarbeiten übernimmt. Oft gehen die Meinungen auseinander zwischen den Künstler und der Person die das Produkt erwartet. Ich ließ mich breitschlagen und in diesem fall, hatte ich tatsächlich ein großes Vergnügen beim Produzieren empfunden, sodass ich auch ein Blogbeitrag hierzu schreiben wollte.
Für die Gestaltung des Logos gab es nur zwei Vorgaben, eine Farbe und eine Tendenz der Form. Um zu wissen, wie ich das Logo gestalten möchte, musste ich vorerst Brainstorming betreiben. Was ist Hikari? Wenn man danach in der Suchmaschine seines geringsten Misstrauens sucht, bekommt man zuerst viele Anime Bilder. Bei der Suche nach Hikari Logo, erhält man oft das japanische Zeichen für dieses Wort. Also geben wir den Begriff Hikari in ein Übersetzungstool. Wir erhalten das Wort Licht. In meinen Fall wird dies dann zur Lichtquelle, wie zum Beispiel ein Stern. Das Logo wird für ein Wayland Compositor erstellt, weswegen hier die Funktionen von Hikari mit ins Logo fliesen sollen.
hikari is a stacking Wayland compositor with additional tiling capabilities Darcs - Hikari.
Für die Erstellung des Logos habe ich erst mit Schwarz und Weiß gearbeitet, um starke Kontraste zu haben, die Farben kamen erst zu Schluss.
Hier muss ein Logo her, welches mit einer Lichtquelle in Verbindung steht und die Funktionen eines Compositor mit zusätzlichen Fähigkeiten fürs Tiling darstellt. Ich übernahm die bestehende Grundform des Logos und passte diese an. Hier wurde ein Kompromiss zwischen der Lichtquelle (Stern/Sonne) mit Strahlen (die Spitzen im Motiv) und einer Art Steuerkreuz, bzw. Pfeiltasten geschaffen. Vergleichbar mit dem D-Pad des Sega Master Systems Controller.
Die Pfeiltaste sollen das freie bewegen von Fenster im Compositor darstellen, weshalb die dicken Zacken optisch hervorgehoben sind und weder Waage- noch Senkrecht positioniert sind. Der halbierte Hintergrund im Hexagon deuten hingegen die Tiling-Fähigkeit von hikari an.
Bei der Schriftart entschloss ich mich auf Schnörkel, Schwingungen oder Spielereien zu verzichten. „Keep it simple, stupid“ war hier meine Devise. Der Schriftzug soll Leichtgewichtigkeit darstellen, weswegen die Schrift schmaler als das Hexagon ausfällt, aber dick genug für die Lesbarkeit. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wieso der Rahmen um das Logo ein Hexagon ist. Dies entstand aus praktischen Gründen. Die Hexagon Form ist super für Sticker. Zwar hätte man das ganze auch in ein Ring einbringen können. Quadratische Sticker sind einfacher und günstiger herzustellen, doch stechen die Freiformen besser hervor.
Kommen wir zur Entstehung des offiziellen Wallpaper, welcher mit hikari ausgeliefert wird. Wahrscheinlich sieht man dem Bild das nicht sofort an, aber hinter dem Motiv befinden sich viele Gedanken und auch Crossover Stile. Hierzu müssen wir mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit reisen…
Art déco wird in der Wikipedia als Stilbegriff bezeichnet, der auf die Formgebung in vielen Gestaltungsbereichen wie Architektur, Möbel, Fahrzeuge, Kleidermode, Schmuck oder Gebrauchsgegenstände angewandt wird. (https://de.wikipedia.org/wiki/Art_d%C3%A9co)
Dieser Stil hatte seinen Ursprung Ende des 19. Jahrhunderts in der Münchener Zeitschrift für Kunst und Leben, namens Jugend und galt bis in die 30er Jahre noch als Modern. Seit längerem findet sich erneut Interesse an diesem Stil, zum Beispiel im Computer Spiel Bioshock, aber auch in einem Mashup durch gotische Bauten und Lichtspiel in der animierten Batman Serie (Intro von Batman). Inspirierend ist hier auch das Poster zum Film Metropolis, durch die Darstellung der Metropole sowie der Lichtsäulen. Ebenfalls interessant anzusehen sind unter anderem die Vouge Covers.
Ich habe hier eine Sammlung an interessanten Motiven und Gegenständen ausgesucht, welche mich von der Form inspiriert haben. Mir persönlich sagt dieser Stil besonders wegen der simplen und dennoch detaillierten Darstellung zu. Dieser Stil bietet hier eine schöne Möglichkeit, etwas darzustellen ohne stark verspielt zu sein.
Als Kind einer Volksrepublik ging die Sozialistische und Sowjetische Kunst jener Gesellschaft nicht an mir vorbei und beeindruckt mich in seiner darstellenden Kunst bis Heute. So wurde ich durch die Kunst der Sowjetunion in Werken wie in Why Freedom Pt. II beeinflusst. Diesen Einfluss kann man auch in diesem Video auf YouTube zur sowjetischer Mosaik Kunst entnehmen.
Wenn wir allen Motiven aus der oberen Grafik und dem Verlinkten Video nur die geradlinigen Formen beibehalten (ergo die Lichtsäulen), kann man erkennen, dass ich dies in das Wallpaper mit einfließen ließ.
Nicht nur, weil mir persönlich diese Stile zusagen, sondern weil wir uns in den modernen 20er Jahre befinden und ich Thema Licht in das Wallpaper einbinden mochte.
Nun hatte ich die Formen für das Wallpaper, es fehlten hier die Farben. Ich hätte mich ganz den 20er Jahre verschreiben können, was ich jedoch für einen neuen Compositor nicht angemessen finde. Hier musste etwas modernes her. Ich habe Pastelfarben probiert und auch die Farben des Logos übernommen. Dies hat alles jedoch den Fokus auf sich gezogen und ein Wallpaper soll nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sondern mit dem angenehm im Hintergrund liegen. Nun was ist aktuell Modern oder im Trend, sowie angenehm? Sonnenaufgänge und Cyberpunk. Hier haben wir wieder das Thema Licht. Also schaute ich mich wieder im Internet um, was es an Cyberpunk Wallpaper aktuell gibt und was man als Farbpallette nehmen kann.
Diese Lila Töne haben es mir persönlich angetan, um den unteren Teil des Bildes mit einer sanften Nacht darzustellen, während ich Orange im oberen Teil als die Morgenröte nahm. Dabei entstand ein Farbverlauf zwischen diesen Farben. Jetzt musste nur noch der Farbton an das Farbschema von hikari selber angepasst werden, damit die Fenster im Compositor sich nicht mit dem Wallpaper beißen. Das Logo im Zentrum wurde vom Hexagon befreit und steht damit frei im Bild. Als Farbe wählte ich weiß mit einem leichten Hauch von Gelb für das Logo, um hikari selber als Lichtquelle darzustellen und fügte eine Transparenz hinzu, damit das Logo nicht zu stark hervorsticht. Damit entstand ein Wallpaper zwischen „Art Déco“ und „Cyberpunk“, mit dem Thema Licht. Sozusagen „Cyber Déco“.