2023-10-08
Eigentlich wollte ich nichts zum Congress schreiben, denn alles Wichtige wurde bereits gesagt und der Diskurs ist vergiftet genug. Jedoch ist in meiner Timeline auf Mastodon des Öfteren der #37c3 hochgespült worden und die Kommentare und Positionen hierzu waren alles andere als schön. Kurz gesagt, wenn Menschen aus Solidarität und auch selbst betroffene Kritik zur Kommunikation äußern, sich enttäuscht zeigen oder empört darüber sind, nicht mitgedacht zu werden, dafür angegangen werden oder das Thema zum Witz gemacht wird, sehe ich mich auch dazu gezwungen eine Position einzunehmen.
Mit dem Beitrag möchte ich nicht auf das Thema Infektionsschutz, Masken, Covid, dem Event Blogeintrag und desgleichen eingehen. Zu diesem Thema haben Leah und Stk jeweils ein Blogbeitrag geschrieben.
Vielleicht hat die ein oder andere Person auf dem Schirm, dass ich mich bereits vor nicht all zur langen Zeit kritisch gegenüber dem großen C geäußert habe. Vorweg ist zu sagen, dass ich gerne im Umfeld des Chaos Computer Club mich bewege, die Idee und Spirit weiter trage. Ich engagiere mich gerne in diesem Umfeld, jedoch es schon lange als sehr kritisch ansehe, dass es auch ein Umfeld des Personalkultes gibt und einige namhaften Mitglieder die Situation um ihr tun und um sich selber nicht reflektieren und dabei ihren Personenkult nicht sehen oder diesen aktiv nutzen. Weshalb ich mich aus dem Zentrum distanziere und einzelne Hackspaces, Personen, Ideen und Kollektive supporte.
Was hat das mit dem Congress zu tun? Nun, zu einem gibt es Personen im Umfeld des großen C's, welche Entscheidungen führen oder wegen ihres Namen eine größere Gewichtung mit ihrer Meinung in der Community einnehmen. Dies bedeutet, dass diese Personen Druck auf die Community ausüben und dies teils auf einer destruktiver oder toxischen Art. Zum anderen werden die Positionen aktiv ausgenutzt, um Entscheidungen zu erzwingen. Hierbei ist zu beobachten, dass es manchen nicht um die Menschen geht, welche den CCC zu dem machen, was es ist, sondern um ein Prestigeprojekt, mit welchen die Personen flexen können. Dies ist besonders daran zu beobachten, dass es sehr schwierig ist ein Fuß in die Tür zu bekommen, um mitzuhelfen oder zu entlasten und wenn ein Gespräch mit den verantwortlichen Personen zustande kommt, wird eins am Ende geghostet. Dieses Verhalten, der Personenkult und Gatekeeping ist der Grund, weshalb ich wenig Lust habe mich am großen C zu beteiligen und mich an den Rändern bewege, mich mit jenen zusammen setze, welche etwas bewegen und schaffen wollen, mit denen ich auch übereinstimme.
Direkt gesagt störte es mich sehr, dass namhafte Personen des Chaos Computer Clubs, ihre eigenen Interessen über die Community stellen und entsprechend toxisch in der Planung zum Congress darüber kommunizierten. Da ich seit letzten Jahr weiß, dass der Congress in Hamburg stattfindet, wenn Hamburg nichts dagegen sagen wird, habe ich bereits mein Hotelzimmer vorsichtshalber gebucht. Ich war bereit zu helfen und mit anzupacken, ja mein Plan war es beim Auf- und Abbau zu helfen. Aus privaten Gründen kann ich nicht beim Abbau helfen und die Motivation für den Aufbau wurde mir wegen dem namhaften Personen genommen. Die Lust einer Teilhabe am Congress wurde mit der aktuellen Situation genommen. Es steht für mich fest, dass ich mich am Congress deshalb nicht beteiligen werde und auch nicht teilnehmen werde, weil ich mich nicht in diesem Umfeld bewegen will, abgesehen von der Covid Situation.
Was aber aus der aktuellen Situation zu beobachten ist, dass sich dezentrale Events gründen und auch das Chaos Everywhere stärker gedacht wird. Die Dezentralität zu fördern und mehr zu spalten empfinde ich als eine positive Entwicklung. Sollen jene, die ein Prestigeprojekt haben wollen, den Congress beteiligen und sich daran kaputt arbeiten, weil die keine Entlastung wollen. So sollen auf dem Congress nur jene teilnehmen, welchen es um sich selber geht, als um die Community.
Ich war immer gerne beim Congress, ich habe gerne geengelt, abgebaut und angepackt. Für mich ist der Congress das einzige Event im Jahr, einzelne Personen wiederzusehen, Dinge zu tun, die mir Spaß machen. Dieses Gefühl ist leider weg. Zu einem, weil es zu einem Prestige- und Vorzeigeprojekt von einigen wurde, bei dem es schwierig bis unmöglich ist, mit anzupacken und zu entlasten, zum anderen sind hierzu klare und auch toxische Worte fallen gelassen worden, was mein Blick auf den Congress und die Personen wandelte. Durch die Remote Congress Erfahrung konnte ich mich anderweitig einbringen, mit organisieren, ein Teil von etwas sein, ohne dass ich mich in Berlin beim Bier mit jemanden treffen muss, damit ein Knowledgetransfer stattfindet. Mittlerweile bin ich seit zehn Jahren im Chaos Umfeld direkt aktiv, passiv seit fast 20 Jahren und ich bekomme immer noch vermittelt, ich sei, wer neues Dahergelaufenes, weil ich nun mal nicht die Namhafte Person bin. Dies wurde mir nicht nur vermittelt, sondern auch direkt gesagt. Ich sah im Kontext des Congress oder Remote Congresses, dass Vorschläge von mir aufgenommen wurden, Assets genutzt wurden oder Ideen umgesetzt wurden, jedoch geclaimt von anderen. Mir geht es bei der Kritik nicht um die Credits, die sind mir völlig egal, sondern darum, dass einige Leute einfach sich an meiner Hilfe bedienten, aber zugleich auch eine Teilhabe aktiv blockierten.
Im Fazit, passt es mir nicht, wie manche in die Community kommunizieren, wie blockiert wird und mit welch Arroganz reagiert wird. Um den Congress herum hat sich eine elitäre Gruppe mit klarer eigener Meinung gebildet, bei der ein Diskurs nur schwierig einzubringen ist. Der unglücklich formulierte Blogbeitrag und die noch schlechtere Verteidigung dessen auf die Reaktion der Community ist ein gutes Bild. Besonders wenn sich einige nicht zurückhalten können und die Kritik teils öffentlich zu einem Witz diskreditieren.
Deshalb freue ich mich auf andere Events nächstes Jahr, bei dem ich mich beteiligen kann. Vielleicht sieht eins mich wieder auf einem Congress, wenn das Personal rotierte und neue Leute nachrücken, aber dafür müssen einige endlich loslassen. So fokussiere ich mich auf die kleinen und entspannten Veranstaltungen, bei denen gewisse Personen nicht beteiligt sind.
Ich fühle das "All Creatures Are Welcome" nicht.